🖤 LURI ERZÄHLT
Mein Warum
Die ungeschönte Wahrheit
Ich mache keine Kunst für deine Wand. Ich mache sie, damit etwas bricht. Damit etwas fühlbar wird, das man sonst runterschluckt. Ich meine das wörtlich. Ich habe vieles in meinem Leben einfach hingenommen – geschluckt, überhört, runtergeschrieben. Aber wenn ich male, kommt das raus, was sonst keinen Platz hat. Kein Smalltalk. Kein Lächeln fürs Außen. Nur innen.
Ich habe früh gemerkt, dass ich nicht funktioniere wie andere. Ich war der Junge, der nie stillsitzen konnte. Außer wenn ich zeichnete. Beim Zeichnen war ich da. Wach. Ganz. Ich erinnere mich, wie ich Schulhefte extra mit Packpapier einschlug, damit ich sie bemalen konnte. Die anderen fanden es hässlich. Aber am Ende des Jahres wollten sie, dass meine Skizzen im Klassenzimmer hängen. Da habe ich gespürt: Ich sehe Dinge anders. Ich halte sie anders fest.
Meine Werke sind kein Schmuck. Sie sind der Moment, in dem ich zu viel spüre und keinen anderen Weg finde, das rauszulassen. Ich will nicht hören, dass etwas „schön“ ist. Ich will wissen: Was fühlst du? Was löst es aus? Was siehst du, was ich vielleicht gar nicht gemeint habe? Eine Frau hat mir mal gesagt, sie musste weinen, als sie ein bestimmtes Bild von mir gesehen hat – dabei war es für mich ein Ausdruck von Wut. Und genau das meine ich. Ich will, dass deine Sicht entsteht, bevor ich meine überhaupt teile.
Ich will nicht manipulieren. Ich will nicht, dass du meine Meinung hörst und dann denkst, ja stimmt, das sehe ich jetzt auch so. Ich will, dass du deine eigene Sicht hast. Schreib sie auf. Halte sie fest. Und erst danach – reden wir. Denn ich will keine kollektive Meinung. Ich will echte, individuelle Gefühle.
Viele meiner Werke sind roh. Absichtlich. Weil ich den Druck kenne, perfekt sein zu müssen. Ich war oft wütend, wenn etwas nicht so aussah, wie ich es wollte. Heute lasse ich das zu. Ich zerstöre Bilder bewusst – um sie neu zu machen. Mit Strukturpaste, mit Fehlern, mit Narben. Weil ich glaube, dass genau darin die Wahrheit liegt. In dem, was man nicht mehr ausbessert.
Meine Bilder sind keine Produkte. Sie haben keine Nummern. Sie sind keine Serie. Jedes Bild hat einen Namen – weil es ein Moment ist, ein Gefühl, ein Zustand. Ein Beispiel: Das Werk „Verletzte Hoffnung“ entstand in einer Nacht, in der ich nicht schlafen konnte. Ich hatte einen Gedanken im Kopf, der mich aufgefressen hat. Also bin ich ins Atelier gegangen und hab ihn auf die Leinwand geschleudert. Kein Plan. Nur Emotion. Das ist keine Deko – das ist eine Momentaufnahme meines Innenlebens.
Ich biete Kunst für Sammler an, nicht für Zufallskäufer. Die Originale, die ich mache, haben ihren Preis. Und das hat nichts mit Arroganz zu tun, sondern mit Wahrheit. Kunst ist keine Deko. Kunst ist Elite. Nicht weil sie teuer ist, sondern weil sie Tiefe braucht. Weil sie nicht jeder verstehen will. Weil sie nicht jedem passt. Und das ist okay. Aber wer sie versteht, wer sie fühlt, der erkennt auch ihren Wert.
Wenn jemand versucht, mit mir zu handeln, dann frage ich mich: Würdest du das auch bei einem Schreiner machen? Bei einem Sternekoch? Bei einer Schneiderin, die dir ein Unikat näht? Nein. Denn du zahlst für die Handarbeit, für das Material, für die Erfahrung, für die Jahre, die es gebraucht hat, um so zu denken, so zu fühlen, so zu erschaffen. Warum also bei Kunst? Warum bei mir?
Ich bin aufgewachsen in einer Welt, die mir sagte, was ich nicht kann. Du bist kein Künstler. Du bist kein Mann, wenn du das machst. Du brauchst ein Diplom, eine Schule, ein Zertifikat – sonst bist du nichts. Und irgendwann glaubst du das. Du sitzt da mit deinem Gefühl, mit deiner Vorstellung, mit deiner Fantasie – und alles wird in Form gepresst. Du sollst funktionieren, nicht fühlen. Du sollst wiederholen, nicht erschaffen.
Aber ich habe mich entschieden, anders zu sein. Vielleicht unbequem. Vielleicht nicht perfekt. Aber echt. Und ja, auch ich habe mit Druck zu kämpfen. Mit Erwartungen. Mit diesem inneren Kampf zwischen "Mach es schöner" und "Mach es echter". Und genau das fließt in meine Kunst. Ich bin nicht glatt. Und meine Bilder auch nicht.
Ich habe jahrelang nicht gemalt. Weil mir eingeredet wurde, dass das nichts bringt. Dass Kunst keine Zukunft hat. Dass es nur zählt, wenn du ein Diplom hast. Und irgendwann habe ich das geglaubt. Bis ich gespürt habe, dass der Preis dafür meine Identität war. Ich weiß noch genau, wie ich mich damals an einer Kunstschule beworben habe. Ich wurde nicht aufgenommen, weil meine Präsentation zu spontan und unfertig war. Aber einer der Jurymitglieder, ein bekannter Künstler, sagte am Ende: Du brauchst keine Schule. Du brauchst Raum. Und er bot mir an, sein persönlicher Schüler zu werden. Ich war jung, unsicher – und dumm genug, abzulehnen. Ich hab den Moment nicht verstanden. Heute weiß ich: Er sah etwas, das ich selbst nicht sehen konnte. Und dann, viel später, bin ich zurückgekehrt. Zurück zu mir. Zurück zur Kunst.
Heute weiß ich: Ich bin nicht da, um es richtig zu machen. Ich bin da, um ehrlich zu sein. Auch wenn’s weh tut. Auch wenn’s nicht jedem gefällt. Ich habe aufgehört zu fragen, was gut aussieht. Ich frage: Was ist echt?
Wenn du meine Werke anschaust, dann frag dich nicht, ob du sie verstehst. Frag dich lieber: Spüre ich was? Denke ich anders als vorher? Habe ich was in mir bewegt?
Wenn ja, dann war’s das wert. Wenn nein – dann auch. Denn selbst Gleichgültigkeit ist eine Antwort. Nur Schweigen ist schlimmer.
🖤 Wenn du willst, schau dir meine Galerie an. Nicht, weil ich verkaufen will. Sondern weil ich glaube, dass manche Bilder Menschen finden müssen.